
«Mehrere Familienmitglieder haben von der Spitex profitiert»
Der 48-jährige Waadtländer Schauspieler und Komiker Vincent Kucholl spricht über das Berühmtsein, ein verborgenes Talent und seine Dankbarkeit gegenüber der Spitex.

SPITEX MAGAZIN: Herr Kucholl, als die Komödie «Bon Schuur Ticino» Ende 2023 mit Ihnen als Darsteller in die Kinos kam, schrieb «L’illustré»: «Vincent Kucholl gilt in der Romandie als Star, während ihn in der Deutschschweiz kaum jemand kennt. Aber das könnte sich bald ändern.» Tatsächlich sind Sie nun landesweit bekannt. Wie gehen Sie damit um?
VINCENT KUCHOLL: Einige Deutschschweizer hatten mich bereits in der TV-Serie «Tschugger» entdeckt, aber dort spielte ich nur eine kleine Rolle. «Bon Schuur Ticino» war hingegen ein Riesenerfolg: Der Film gehört zu den zehn meistgesehenen Schweizer Filmen aller Zeiten, was eine sehr positive Überraschung ist. Trotzdem glaube ich nicht, dass dies ausreicht, um auf nationaler Ebene bekannt zu werden. Und selbst wenn es so wäre, könnte ich das kaum feststellen, da ich selten in die Deutschschweiz fahre. Als ich das letzte Mal dort war, hat mich aber wirklich zum ersten Mal jemand, der nicht aus der Romandie kommt, auf der Strasse erkannt. Bekannt zu sein ist nicht etwas, das ich suche, sondern etwas, mit dem ich umgehen muss. Es fällt mir schwer, Menschen zu verstehen, die davon träumen, ein Star zu werden. Das ist nicht Teil meines Charakters. Ich bin ein eher zurückhaltender Mensch.
Sie sind Humorist, Komiker, Schauspieler, Produzent, Politologe und Autor von populärwissenschaftlichen Büchern (vgl. «Zur Person»). Gibt es noch andere Berufe, von denen Sie einst träumten oder immer noch träumen?
Ich liebe meine Berufe. Sie ermöglichen es mir, alle möglichen Welten zu entdecken, kreativ zu sein, mich zu amüsieren und in viele Rollen zu schlüpfen. Und ich bin froh, dass ich in meinem Berufsleben viele Dinge tun kann: Das ist ein Luxus und eine Garantie für Freiheit. Ich habe Politikwissenschaften studiert, weil diese breite Ausbildung viele Türen öffnet. Als Kind habe ich hingegen von Berufen wie Pilot, Lokomotivführer oder Bäcker geträumt. Eine ganze Reihe von Charakteren zu spielen, ist vielleicht eine Möglichkeit, meinen Kindheitstraum zu verwirklichen.
Verraten Sie uns eine Eigenart, eine Macke oder ein Talent, die der Öffentlichkeit bisher kaum bekannt sind?
Eine Eigenart: Ich bin manisch. Eine Macke: Ich bin intolerant gegenüber Ungenauigkeiten und Schlamperei – was wohl mit der Manie einhergeht. Ein verborgenes Talent: Ich bin kein schlechter Koch.
Auch ein Prominenter kann ein Fan sein: Gibt es eine bekannte Person, die Sie gern treffen würden?
Barack Obama, um mit ihm über die Zukunft der USA zu sprechen. Er scheint mir ein gebildeter, sehr erfahrener und humorvoller Mann zu sein.
Und zum Schluss: Welche Erfahrungen haben Sie mit der Spitex gemacht?
Meine Urgrossmutter, meine Grossmutter und meine Mutter haben von der Spitex profitiert. Vor langer Zeit wurde auch ich nach einer Schulterverletzung von einer Pflegefachfrau zu Hause besucht und profitierte von einem Mahlzeitendienst. Ich habe also selbst Erfahrungen mit dieser Dienstleistung gemacht, die in unserer Gesellschaft unverzichtbar ist – und die immer wichtiger werden wird, insbesondere für Menschen, die so lange wie möglich zu Hause bleiben wollen. Ich bin der Spitex-Branche dankbar. Sie verdient es, aufgewertet zu werden – und ich bewundere die Menschen, die dort arbeiten.
Interview: Flora Guéry
Zur Person
Vincent Kucholl wurde am 23. Dezember 1975 geboren und wuchs in Yverdon-les-Bains (VD) auf. Nach dem Studium der Politikwissenschaften besuchte er die Genfer Schauspielschule Serge Martin. In den 2000er-Jahren wirkte er an mehreren Theaterproduktionen mit und arbeitete für das französische Fernsehen RTS, wo er Radiomoderator Vincent Veillon kennenlernte. Zusammen kreierten die beiden unter anderem die satirische Radio-Sendung «120 secondes» (2011-2014) auf «Couleur 3». Vincent Kucholl verkörpert darin eine Vielzahl von Figuren, etwa den Zürcher Geschäftsmann Reto Zenhäusern und den liebenswerten Jurassier Gilles Surchat. Diese Figuren stehen im Zentrum mehrerer Projekte des Duos, wie ihrer humoristischen Sendung «52 minutes», die seit 2020 auf «RTS Un» ausgestrahlt wird.
Auch auf dem Bildschirm war Vincent Kucholl häufiger zu sehen: Unter anderem spielte er eine Hauptrolle in der TV-Serie «Quartier des banques» (2017–2019) und eine Nebenrolle in der dritten Staffel der Comedy-Krimiserie «Tschugger» (2023). Kürzlich war er in der Komödie «Bon Schuur Ticino» von Regisseur Peter Luisi zu sehen, die mit rund 370 000 Kinoeintritten zu den Top Ten der erfolgreichsten Schweizer Filme gehört.
Zurzeit lebt Vincent Kucholl in Pully (VD). Der 48-Jährige ist verheiratet und Vater von zwei kleinen Kindern. Er ist auch Autor von populärwissenschaftlichen Büchern wie «Auf und ab. Die Schweiz und ihre Wirtschaft». Diesen Herbst wird Vincent Kucholl in der neuen TV-Serie «Espèce menacée» auf RTS zu sehen sein.