Eine Versammlung mit Fokus auf die Zukunft

Die Delegierten von Spitex Schweiz haben am 20. Mai Vorstandsmitglieder verabschiedet und gewählt, den Strategieradar 2025-2028 genehmigt – und in einem «Goldfischglas» über die künftige einheitliche Finanzierung (EFAS) diskutiert.

KM. Beinahe alles drehte sich an der Delegiertenversammlung (DV) von Spitex Schweiz am 20. Mai 2025 in Bern um die Zukunft. Doch eben nur «beinahe» alles, denn erst mussten die Delegierten drei Vorstandsmitglieder «Adieu» sagen.

Vergangenheit: Abschied von drei Engagierten
Vizepräsident Gabriele Balestra verlässt den Vorstand nach zwölf Jahren, Claudia Aufdereggen nach zehn und Pierre Salvi nach acht. Gabriele Balestra habe die Entwicklung von Spitex Schweiz mit seinem breiten Fachwissen und seinen beachtlichen Kommunikationsfähigkeiten massgeblich mitgeprägt, berichtete Thomas Heiniger, Präsident von Spitex Schweiz. Pierre Salvi habe sich «stets für faire Rahmenbedingungen für die Pflege und Betreuung zu Hause, für die Weiterentwicklung des Verbands und für eine starke Rolle der Spitex eingesetzt». Und Claudia Aufdereggen habe sich mit Herz, Verstand und Weitblick für eine qualitativ hochwertige, menschennahe Pflege zu Hause stark gemacht. Thomas Heiniger dankte den Dreien für ihr grosses Engagement und wünschte ihnen das Beste auf ihrem weiteren Weg.

Zukunft I: Die neuen Vorstandsmitglieder
Ein Traktandum, das sich der Zukunft widmete, war die Ersatzwahl von zwei Vorstandsmitgliedern (womit Spitex Schweiz wieder elf Vorstandsmitglieder hat, so wie es die Traktanden vorsehen). Gewählt wurde Alessandra Carla Maria Viganò, Pflegedirektorin bei der ALVAD, der Spitex-Organisation von Locarno TI. «Ich habe eine Leidenschaft für die Spitex-Branche entwickelt und möchte mein Fachwissen gerne in den Vorstand von Spitex Schweiz einbringen und zu innovativen Lösungen beitragen, um die Rahmenbedingungen für die Pflege zu Hause weiter zu verbessern», sagte sie.
Weiter wählten die Delegierten Thibault Castioni, stellvertretender Generaldirektor der Waadtländer Spitex AVASAD, zum neuen Vorstandsmitglied und Vizepräsidenten von Spitex Schweiz neben Vizepräsidentin Sybille Ochsner. Der Dachverband befinde sich an einem Wendepunkt seiner Geschichte angesichts von grossen Veränderungen wie der einheitlichen Finanzierung, sagte Thibault Castioni. «Die Herausforderungen sind gross, und nur gemeinsam können wir Erfolg haben – immer unter Achtung unserer Unterschiede und jeweiligen Interessen.»

Thomas Heiniger (links), Präsident von Spitex Schweiz, verabschiedete erst Gabriele Balestra als Vorstandsmitglied und Vizepräsident.

Auch Pierre Salvi verlässt den Vorstand des Dachverbands, ebenso wie…

…Claudia Aufdereggen.

Neu in den Vorstand gewählt wurde Alessandra Carla Maria Viganò sowie…

…Thibault Castioni.

Durch die DV führten neben Präsident Thomas Heiniger (Mitte) auch die Co-Geschäftsführenden von Spitex Schweiz Cornelis Kooijman und Marianne Pfister. Fotos: Denise Birchler

Zukunft II: Der Strategieradar
Um die Zukunft dreht sich auch der neue Strategieradar. «Der Strategieradar 2025 bis 2028 zeigt, wo wir als Verband hinwollen – und was es braucht, um dort anzukommen», erläuterte Thomas Heiniger. Hierfür wolle man insbesondere in drei Handlungsfeldern arbeiten:

  • Stärkung der Spitex als die führende Anbieterin von Care@Home-Leistungen
  • Gestaltung der Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige Spitex
  • Zweckmässige Verbandstrukturen

«Ich bin überzeugt, dass wir mit unserem Strategieradar ein wichtiges und zukunftsweisendes Instrument für die Steuerung unseres Verbands geschaffen haben», sagte Thomas Heiniger. Co-Geschäftsführerin Marianne Pfister wies darauf hin, dass es wichtig ist, die Vision für eine starke Spitex gemeinsam anzugehen, damit diese in der ganzen Schweiz Wirkung zeigt – und die Delegierten genehmigten den Strategieradar einstimmig.

Zukunft III: Referat zur einheitlichen Finanzierung
Ein Grossteil der Veranstaltung drehte sich um die einheitliche Finanzierung ambulanter und stationärer Leistungen (EFAS), zu welcher das Schweizer Stimmvolk am 24. November 2024 ein «Ja» in die Urne gelegt hatte (vgl. Infokasten «Die einheitliche Finanzierung in Kürze»).
Thomas Christen, stellvertretender Direktor des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), betonte in seinem Referat die Wichtigkeit, dass «genügend Zeit und Energie in die gute Umsetzung» der Vorlage gesteckt werde. «Von zentraler Bedeutung ist dabei der intensive Einbezug der Akteure», ergänzte er. Dieser Einbezug geschehe auf der Ebene eines Soundingboards für die strategische Ebene und verschiedener Zusammenarbeitsformen für die inhaltlich-technische Ebene. Thomas Christen erinnerte auch daran, dass für die Pflege bereits 2028 eine gemeinsame Tariforganisation eingesetzt und eine einheitliche Methode für die Kosten- und Leistungsstatistik angewandt werden muss. «Sie haben die wichtige Aufgabe, ab 2028 mit transparenten und einheitlichen Kostenrechnungen dazu beizutragen, dass sachgerechte Tarife entstehen, die Ihre Kosten bei einer effizienten Leistungserbringung auch wirklich decken», wandte er sich an die Delegierten.

Sie haben die wichtige Aufgabe, ab 2028 mit transparenten und einheitlichen Kostenrechnungen dazu beizutragen, dass sachgerechte Tarife entstehen, die Ihre Kosten bei einer effizienten Leistungserbringung auch wirklich decken.

Thomas Christen

Stv. Direktor Bundesamt für Gesundheit (BAG)

Zukunft IV: «Fishbowl» zur einheitlichen Finanzierung
Cornelis Kooijman, Co-Geschäftsführer von Spitex Schweiz, erklärte nach der Mittagspause, dass Spitex Schweiz in das erwähnte Soundingboard sowie in verschiedene Arbeitsgruppen zur Umsetzung der einheitlichen Finanzierung involviert ist. Und er unterstrich die dringende Aufgabe der Spitex, nun für eine einheitliche Kosten- und Leistungserfassung zu sorgen – mit dem Finanzmanual von Spitex Schweiz als wichtige Grundlage. «Wir müssen alle kostenrelevanten Aspekte mit Daten belegen können, ansonsten werden sie künftig nicht finanziert», betonte er.
Um die einheitliche Finanzierung im Plenum zu diskutieren, wählte Spitex Schweiz daraufhin eine «Fishbowl»: Dies ist eine Diskussionsmethode für grosse Gruppen, die einem Goldfischglas gleicht, um das die Teilnehmenden im Kreis herumsitzen.

Eine rege Diskussion über EFAS fand in einer «Fishbowl» statt.

«In der Mitte ist ein Stuhl frei – das ist Ihr Platz, wenn Sie sich einbringen wollen», sagte Patrick Imhof, Leiter Politik bei Spitex Schweiz. Die Delegierten nutzten diese Möglichkeit – und gingen unter anderem auf folgende zentralen Punke ein:

  • Die Spitex muss und will sich an der Umsetzung der einheitlichen Finanzierung auf allen Ebenen beteiligen, um auf an eine optimale Lösung hinzuarbeiten. Diese muss auch die Finanzierung von Leistungen umfassen, die heute von den Restfinanzierern getragen werden.
  • Die Spitex braucht dringend gute, einheitliche Daten, um gute Tarife zu erreichen.
  • Der Aufwand für die Erfassung und Aufbereitung der benötigten Daten ist nicht zu unterschätzen, etwa angesichts der zahlreichen Erhebungsmethoden, welche derzeit angewandt werden. Darum ist unter anderem zu diskutieren, welche Daten nötig sind – und wie der Dachverband seine Mitglieder unterstützen kann.

Am Ende der «Fishbowl» plädierte Thomas Heiniger dafür, dass die Spitex nun damit beginnen sollte, auf eine gute Finanzierungslösung hinzuarbeiten – und zwar proaktiv sowie als Einheit.

Jahresbericht 2024 mit vielen Meilensteinen
Im Weiteren genehmigten die Delegierten beispielsweise auch das Budget 2026 – und den Jahresbericht 2024: Dieser erscheint in digitaler Form und im Kampagnendesign und ist per sofort aufgeschaltet unter www.jb2024.spitex.com/. Er geht auf Fragen ein wie: Was hat Spitex Schweiz im vergangenen Jahr besonders herausgefordert? Was hat der Verband erreicht? Und wohin ist er angesichts des Erreichten unterwegs? Dabei wird auf wegweisende politische Erfolge genauso eingegangen wie auf einen Roboter an der nationalen Fachtagung, erfolgreiche Verhandlungen, starke Partnerschaften, neue Qualitätsinstrumente und aufschlussreiche Studien.

Die einheitliche Finanzierung in Kürze
Die einheitliche Finanzierung ambulanter und stationärer Leistungen (EFAS) bedeutet kurz gesagt, dass künftig alle Leistungen im Gesundheitswesen gleich finanziert: zu 26.9 durch die Kantone und 73.1 Prozent durch die Krankenversicherungen. Für die Pflegeleistungen wird es zudem neu Tarife geben. Die Restfinanzierung fällt weg; die Patientenbeteiligung bleibt. Der Bund hat für die Umsetzung zwei Etappen beschlossen: Ab 2028 sollen ambulante und stationäre Leistungen ohne Einbezug der Pflege einheitlich finanziert werden, 2032 kommen die Pflegeleistungen dazu.

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