DV von Spitex Schweiz: Plädoyers für die einheitliche Finanzierung und die Zusammenarbeit
Die Delegiertenversammlung (DV) von Spitex Schweiz fand am 23. Mai 2024 im Berner Kursaal statt. Die Diskussionen und Referate drehten sich unter anderem um EFAS, die Imagepflege von Unternehmen sowie die Zusammenarbeit zwischen den beiden nationalen Spitex-Verbänden.
KM. «Das Gesundheitswesen ist derzeit in aller Munde und bewegt die Gemüter sowie die Politik – und die Spitex ist mittendrin», sagte Thomas Heiniger, Präsident von Spitex Schweiz, zu Beginn der DV mit rund 60 Delegierten. In aller Munde sei die Branche unter anderem wegen der anstehenden Abstimmung zur einheitlichen Finanzierung ambulanter und stationärer Leistungen (EFAS) – und diese war ein Fokusthema der weiteren Versammlung.
Die Anträge an die Delegierten genehmigten diese allesamt: Unter anderem hiessen sie die Jahresrechnung, die Mehrjahresplanung mit Fokus 2025 sowie das Budget 2025 gut – genauso wie den Jahresbericht 2023 von Spitex Schweiz, der nur noch in digitaler Form erscheint und per sofort unter www.jb2023.spitex.ch aufgeschaltet ist.
Referate: EFAS als Chance für die Pflege
Nach den ordentlichen Geschäften ging der unabhängige Gesundheitsökonom Pius Gyger genauer auf das Thema EFAS ein. Er erläuterte, dass die einheitliche Finanzierung für die Spitex primär ein Tarifgeschäft sei. Schliesslich gebe es eine Tarifierung für die Pflege noch nicht, werde für EFAS aber benötigt. «Dies ist für die Pflege eine einmalige Chance – wenn man die Tarifierung gut macht», sagte er. Und «gut machen» bedeute, dass die Pflege, die Versicherer und die öffentliche Hand ein «Triumvirat» bilden: Eine starke Union von drei Parteien mit unterschiedlichen Interessen, die sich für eine gemeinsame Sache zusammentun. «Die wahrscheinlichste Partei, die für eine Deblockade bei der Festlegung guter Tarife sorgen könnte, sind meiner Meinung nach die Kantone», erklärte er. Wichtig sei, dass gemäss der Schweizer Gesetzgebung auch die Versicherer darauf achten müssten, eine qualitativ hochstehende Versorgung sicherzustellen. «Die Versicherer müssen also in die Pflicht genommen werden, nicht nur auf ihre eigenen finanziellen Interessen zu schauen, sondern an Tarifen mitzuarbeiten, welche eine hochwertige Versorgung aller Patientinnen und Patienten sicherstellen», betonte Pius Gyger.
Die Versicherer müssen in die Pflicht genommen werden, nicht nur auf ihre eigenen finanziellen Interessen zu schauen, sondern an Tarifen mitzuarbeiten, welche eine hochwertige Versorgung aller
Patientinnen und Patienten sicherstellen.
Pius Gyger
Unabhängiger Gesundheitsökonom
Patrick Imhof, Leiter Politik von Spitex Schweiz, sprach daraufhin über die vielen weiteren Vorteile von EFAS für die Spitex: Die heutige Situation im Gesundheitswesen sei suboptimal angesichts der vielen unterschiedlichen Finanzierungssysteme. Dies stehe unter anderem der integrierten Versorgung im Weg, sorge für unnötige administrative Hürden und führe zu falschen Anreizen, da Entscheidungen für eine bestimmte Art der Versorgung zu stark von finanziellen Fragen beeinflusst würden. «EFAS ist eine lange Geschichte. Ob es eine unendliche Geschichte ist oder eine endliche – ich hoffe Letzteres – , wird sich an der Volksabstimmung im kommenden Herbst oder Winter über die Vorlage zeigen. Spitex Schweiz wird sich bis zur Abstimmung aktiv rund um die Kampagne für ein Ja zu EFAS engagieren und wir freuen uns, wenn Sie dabei ebenfalls mithelfen», sagte er zu den Delegierten.
Von der Imagepflege und der wichtigen Zusammenarbeit der Spitex-Verbände
Nach der Mittagspause folgte eine von Marianne Pfister moderierte Podiumsdiskussion zum Thema «Imagepflege bei der Spitex und bei den Premiumpartnern». Mitwirkende waren Cornelia Schättle von Allianz Suisse, Sabina Crameri von SmartLife Care, Luca De Vito von Publicare und Franz Petermann von Neuroth. Sie alle wiesen einerseits darauf hin, wie wichtig das Image eines Unternehmens ist und dass die Arbeit an ebendiesem Image viel Arbeit und Innovation erforderlich macht. Andererseits zeigte sich am Podium, dass die Premiumpartnerschaft mit Spitex Schweiz nicht nur gut für das Image der mitwirkenden Unternehmen ist, sondern auch für Spitex Schweiz selbst. Schliesslich verfolgen die Partner die gleichen Werte und stärken sich dadurch gegenseitig.
Auch zwei Vertreter der Association Spitex privée Suisse (ASPS), dem Verband der privaten Spitex-Organisationen, sprachen zu den Delegierten: Präsident Pirmin Bischof wies darauf hin, dass sein Verband und Spitex Schweiz in einer «Boom-Branche» mit stetig steigender Nachfrage tätig sind. Das Engagement der Spitex in dieser Branche werde zwar gewürdigt, weil die ambulante Pflege normalerweise günstiger sei als die stationäre – die Politik hege aber auch ein Misstrauen gegenüber der Spitex. Dies, weil sie befürchte, dass mit immer mehr Anbietern von Spitex-Leistungen auch die Kosten der ambulanten Pflege steigen. «Dass in dieser Situation zwei Verbände gegeneinander antreten, ist das Dümmste, was man machen kann», stellte er klar. Der ASPS und Spitex Schweiz wollten beide die Pflege stärken, hätten darum bei allen zentralen Fragen die gleichen Interessen und zögen erfreulicherweise auch meist am selben Strick sowie in die dieselbe Richtung – aktuell zum Beispiel in den Verhandlungen zum Tarifvertrag IV/UV/MV sowie in Bezug auf EFAS. Sein Verband wünsche sich aber «gleich lange Spiesse», betonte er: Wo private Spitex-Organisationen die genau gleichen Leistungen erbringen wie solche mit Leistungsvertrag, sollten sie auch die gleichen Rechte haben.
ASPS-Geschäftsführer Marcel Durst bekräftige diese Forderung und stellte klar: «Unser Verband will mit Spitex Schweiz zusammenarbeiten. Denn beide wollen die ambulante Pflege stärken, und das können wir politisch nur gemeinsam.»
Qualitätsentwicklung ist im Gang – und abschliessender Dank
Gegen Schluss der Versammlung folgten Informationen der Geschäftsstelle von Spitex Schweiz. Co-Geschäftsführer Cornelis Kooijman berichtete unter anderem, dass der nationale Dachverband einen Antrag einreichen wird, damit der Bund ein Grossprojekt für die Entwicklung von Qualitätsindikatoren (QI) für die Spitex vollständig finanziert (mehr zu den QI im «Spitex Magazin» 2/2023).
Um die abschliessenden Worte kümmerte sich Präsident Thomas Heiniger – und bedankte sich bei allen Delegierten sowie bei allen Spitex-Mitarbeitenden in der ganzen Schweiz für ihr grosses Engagement dafür, dass immer mehr Menschen trotz Krankheit oder Gebrechen in ihren eigenen vier Wänden leben können.