«Mich beschäftigt die Welt jenseits der grossen Schlagzeilen»
Mona Vetsch ist TV-Moderatorin und Gast am Nationalen Spitex-Kongress 2025 (vgl. Infokasten). Die 50-Jährige spricht über ihre Bekanntheit, ihre Gespräche mit Dingen und ihren Eindruck von der Arbeit der Spitex.
INTERVIEW: KATHRIN MORF

SPITEX MAGAZIN: Frau Vetsch, 2024 wurden Sie als Publikumsliebling mit dem «Prix Walo» ausgezeichnet. Ist es ein Segen oder ein Fluch, ein solcher allseits bekannter Liebling des Publikums zu sein?
MONA VETSCH: Die Auszeichnung hat mich unheimlich gefreut. Sie zeigt, dass wir – mein Team und ich – mit unseren Reportagen viele Menschen erreichen und berühren. So verstehe ich das. Das Wort «Liebling» gebe ich allerdings gerne weiter. Man sollte es sich für seine Herzensmenschen reservieren oder vielleicht noch für seine Haustiere. Im Alltag werde ich oft erkannt und angesprochen. Ich stelle dann immer Gegenfragen. So erfahre ich viel über Menschen, die mit mir an der Kasse stehen oder im Bus sitzen. Manchmal winken die Leute auch nur beim Vorbeifahren. Als ob die ganze Deutschschweiz mein Dorf wäre. Das ist doch schön.
Sie arbeiten seit Ihrem Politikstudium für die Medien. Gab oder gibt es indes auch einen anderen Beruf, von dem Sie einst träumten oder immer noch träumen?
Meine Karriere begann mit Scheitern: Als Bauernkind war ich ein Total-Ausfall. In der Pflege arbeiten wie meine Mutter konnte ich auch nicht, denn beim Anblick von Blut werde ich ohnmächtig. Ein Kreuzbandriss hat dann noch den Traum von der Sportlehrerin erledigt. Also habe ich mir einen eigenen Weg gesucht. Ein Ziel hatte ich nie, aber einen guten inneren Kompass. Wenn ich die nötigen Fähigkeiten hätte, wäre ich gern Landschaftsarchitektin oder Insektenforscherin – für ein halbes Jahr, denn meinen Traumjob habe ich längst gefunden.
Verraten Sie uns eine Macke und ein Talent, die trotz Ihrer häufigen Medienpräsenz bisher noch kaum ein Thema in der Öffentlichkeit waren?
Ich rede mit Dingen. Das ist so eine Macke. Dass ich Gespräche führe mit meinen Hühnern, mag man ja noch verstehen. Aber ich rede auch mit meinem Velo oder mit Pflanzen. Sehr peinlich, wenn ich dabei ertappt werde. Ein Talent: Wenn es turbulent und hektisch wird, werde ich ruhig. Ich gäbe wohl eine passable Rettungs-Sanitäterin ab – wenn die Sache mit dem Blut nicht wäre. Suchen unsere Jungs frühmorgens panisch etwas, hilft dieses Talent immerhin.
Auch eine Prominente kann ein Fan sein: Welche bekannte Persönlichkeit würden Sie gern einmal treffen?
Den australischen Musiker Nick Cave würde ich gerne treffen. Seine Musik begleitet mich durch die Höhen und Tiefen des Lebens. Er hat zwei Söhne verloren und es geschafft, nicht daran zu zerbrechen.
Wenn mich Menschen fragen, was
‹Mona mittendrin› ausmacht, nenne ich
oft die Spitex-Sendung als Beispiel.
Mona Vetsch
TV-Moderatorin
Im Rahmen von «Mona mittendrin» besuchten Sie 2021 die Spitex Burgdorf. Was sind Ihre Eindrücke von der Pflege zu Hause?
Die Begegnungen in diesen Tagen bei der Spitex waren eindrücklich. Die Arbeit von Mirjam, die ich begleitet habe, und ihren Kolleginnen und Kollegen macht für viele Menschen den Unterschied – ob sie auch im Alter daheimbleiben können, ob Angehörige zu Hause gepflegt werden können. Gleichzeitig erlebte ich den Druck und die Belastung in diesem Beruf. Da müssen wir gesellschaftlich Antworten finden. Wenn mich Menschen fragen, was «Mona mittendrin» ausmacht, nenne ich oft die Spitex-Sendung als Beispiel. Mich beschäftigt die Welt jenseits der grossen Schlagzeilen. Das Leben im Schweizer Alltag. Menschen, die unsere Gesellschaft zusammenhalten. In einer Zeit, in der sich vieles auseinanderbewegt, dünkt mich das wichtiger denn je.
Über Mona Vetsch
Mona Vetsch wurde am 23. Juni 1975 in Frauenfeld geboren und wuchs mit drei Geschwistern auf einem Bauernhof in Hattenhausen TG auf. Sie studierte Politikwissenschaft in Zürich und arbeitete als Journalistin für die «Thurgauer Zeitung» und «Radio Thurgau», bevor sie ab 1997 mit der Jugendsendung «Oops!» im Schweizer Fernsehen SRF breit bekannt wurde. Es folgten verschiedene Moderations-Jobs, etwa 17 Jahre lang für die Morgensendung von Radio SRF 3 oder für TV-Sendungen wie «Der Club», «einfachluxuriös» und «Mona mittendrin». Ausgezeichnet wurde die 50-Jährige zum Beispiel 2012 mit dem Ostschweizer Medienpreis und 2024 als Publikumsliebling mit dem Prix Walo. Privat lebt Mona Vetsch mit ihrem Mann und drei Söhnen im Teenageralter in Zürich und verbringt ihre Freizeit zum Beispiel gerne im eigenen Garten. Mona Vetsch wird am Nationalen Spitex-Kongress vom 9. September 2025 in Bern zum Thema «Care@Home 2040» zu Gast sein. Sie hält ein Referat zum Thema «Grosses erreichen. Einblick in den persönlichen Weg von Mona Vetsch». Informationen zum ausgebuchten Kongress: www.spitex-kongress.ch