3 min 14. März 2024

Vier Wochen Hôpital

Leonie Rüegg ist derzeit im zweiten Lehrjahr als Fachangestellte Gesundheit (FaGe) am Bildungszentrum Gesundheit und Soziales in Glarus und arbeitet bei der Spitex Glarus Süd. Dank Movetia konnte sie vier Wochen Sprachaustausch am Hôpital cantonal de Fribourg (HFR) verbringen. Ein Sprung ins Sprachbad der Gefühle.

Dieser Bericht ist in der Glarner Regionalzeitung «Fridolin» erschienen.

FRIDOLIN JAKOBER, CHEFREDAKTOR «FRIDOLIN». Movetia – das ist seit 2016 die Schweizer Agentur, welche den Austausch und die Mobilität fördert. Von der Primarschule über Sekundarstufe I und II bis hin zur Hochschulstufe. Dass auch Berufslernende den Sprung über die Sprachgrenzen tun können, dafür sorgt der NABB, der nationale Austausch in der Berufsbildung, ein Programm, von dem die FaGe-Lernende Leonie Rüegg profitierte. Am Montag, 4. März, präsentierte sie ihrer Klasse von Fachfrauen Gesundheit im BZGS Glarus die Erfahrungen, die sie in Fribourg am Kantonsspital machen konnte.

Die Bedingungen
Wer vom NABB Gebrauch machen will, kann dies während der beruflichen Grundbildung oder maximal zwölf Monate danach tun. Es muss während des Aufenthalts Arbeitserfahrung gesammelt werden, optional können ein Sprachkurs und die Berufsfachschule besucht werden, und der Aufenthalt muss von einer Organisation – also hier dem Bildungszentrum Glarus – beantragt werden. In Leonie Rüeggs Fall arbeiteten BZGS, Spitex Glarus Süd, HFR und die Berufsfachschule Soziales – Gesundheit des Kantons Freiburg (ESSG) Hand in Hand. Denn dort konnte Rüegg am Montag und Dienstag die Klasse des 2. Lehrjahres FaGe besuchen.

Eine FaGe-Lernende im Sprachaustausch: Leonie Rüegg. Foto: Fridolin Medien/Fridolin Jakober

Fallstricke des Französischen
Was Leonie Rüegg auffiel: In Freiburg sprechen viele sowohl Deutsch wie auch Französisch, was ihr half, die zweite Landessprache zu erlernen. Denn nach der Lernpause Französisch im 1. Lehrjahr wurde sie hier mit Dialekten, einem hohen Sprechtempo und umgangssprachlichen Wörtern bombardiert. So Ende der ersten Woche hatte sie sich eingelebt. Anstrengend war es, sich acht Stunden täglich in einer Fremdsprache zu konzentrieren, fachliche Gespräche seien dagegen einfacher, da hier ähnliche Begriffe und Schlüsselwörter verwendet werden. Überhaupt wurde sie geduldig ermutigt und profitierte vom direkten Kontakt mit den Leuten beim Sprechen.

Die kleinen Unterschiede
Was sie faszinierte, waren die kleinen Unterschiede – die Rohrpost, mit der am HFR Laborproben versendet werden, das Badge-Sicherheitssystem beim Fassen der Arbeitskleidung oder auch der sehr strukturierte Ablauf. Alle Visiten starten genau um 09.30 Uhr. Dafür ging es an der Schule lockerer zu als in Glarus. Mit dem Unterrichtsbeginn nahmen es selbst die Lehrpersonen nicht so genau und in der 15-köpfigen FaGe-Klasse gab es – im Gegensatz zu Glarus – weniger Männer. Obwohl Fribourg eine grössere Stadt ist, begegnet man sich dort offen und grüsst sich auf der Strasse, der ÖV ist – im Vergleich zu Glarus – sehr gut ausgebaut. Der Sportunterricht – zu dem die Lernenden mit dem Schulbus gefahren werden – fand auch mal im Fitnesscenter oder in der Kletterhalle statt, der Unterricht war dynamisch, es gab viele Präsentationen, aber weniger selbstständige Arbeiten als in Glarus. Was Leonie Rüegg mitnimmt? «Ich kann in der fachlichen Sprache kommunizieren, ich habe den Mut gewonnen, auch mal etwas Neues auszuprobieren, und es ist wichtig für das gegenseitige Verständnis, wie wir paraverbal und nonverbal miteinander kommunizieren.»

Franziska Huerta, Berufsbildungsverantwortliche vom BZGS und Berufsbildnerin Ruth Rhyner Cornelli, Spitex Glarus Süd, sehen den Gewinn des ­Austauschs sowohl in der Praxis wie in der Schule. Rhyner Cornelli: «Ich bin gespannt, wie Leonie Rüegg ihre Erfahrungen im Gespräch mit den Patienten weitergibt.» Bewundernswert sei auch ihr Mut, ins kalte Wasser zu springen. Auf jeden Fall nachahmenswert.

Dieses Projekt wird von Movetia finanziell unterstützt. Movetia fördert Austausch, ­Mobilität und Kooperation in der Aus- und Weiterbildung sowie der Jugendarbeit – in der Schweiz, in Europa und weltweit. movetia.ch

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