4 min 12. März 2024

Spitex Verband Graubünden: Musikprojekt zum 50-Jahr-Jubiläum

Zur Feier seines 50-Jahr-Jubiläums realisiert der Spitex Verband Graubünden gemeinsam mit der Kammerphilharmonie Graubünden ein aussergewöhnliches Musikprojekt: Spitex-Kundinnen und -Kunden kommen in den Genuss von Privat-Konzerten in den eigenen vier Wänden. "Genau wie die Spitex zu den Kunden nach Hause kommt und ihnen ein selbstbestimmtes Leben im eigenen Daheim ermöglicht, kommen auch die Musikerinnen und Musiker zu ihnen und bringen Freude und Sinnlichkeit ins Haus", schreibt der Verband in einer Medienmitteilung.

RED. Anlässlich seines 50-Jahre-Jubiläums hat sich der Spitex Verband etwas Spezielles einfallen lassen, wie er in einer Medienmitteilung berichtet: Gemeinsam mit der Kammerphilharmonie Graubünden realisiert er 2024 ein Musik-Projekt: Unter den Kundinnen und Kunden der Spitex wurden 100 «Vier-Wände-Konzerte» verlost. Diese sind laut Medienmitteilung «ein Musik-Geschenk»: Jeweils zwei professionelle Musikerinnen oder Musiker der Kammerphilharmonie Graubünden kommen – analog der Spitex – zu den Kundinnen und Kunden nach Hause und geben ein Privat-Konzert.

Wertschätzung und Teilhabe
«Durch die Vier-Wände-Konzerte leisten Spitex und Kammerphilharmonie einen sozial-musikalischen Beitrag an die Gesellschaftsgruppe, die besonders vulnerabel ist und gerne vergessen wird: Die Kranken und Alten», schreibt der Spitex Verband Graubünden. Die Kundinnen und Kunden der Spitex kommen durch die Konzerte nicht nur in den Genuss eines besonderen Musikerlebnisses, sondern erfahren auch «eine ganz besondere Wertschätzung und Teilhabe».

In Graubünden werden rund 6000 Personen von der Spitex gepflegt oder betreut. Viele dieser Menschen haben nicht mehr die Möglichkeit, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Krankheit, Abnahme der Selbstständigkeit, Einsamkeit und Eintönigkeit sind Teil des Alltages. Auch der Besuch von kulturellen Veranstaltungen ist vielfach nicht mehr möglich.

Partnersuche war einfach
Wie der Spitex Verband berichte, ist er ganz gezielt auf die Kammerphilharmonie Graubünden zugegangen. «Bereits beim Erstkontakt mit der Kammerphilharmonie Graubünden sind die Funken gesprüht» erzählt Monika Schnoz, Co-Geschäftsführerin des Spitex Verbandes Graubünden. «Beat Sieber, der Intendant der Kammerphilharmonie, nahm die Idee mit Begeisterung auf und hat gleich zugesagt».

Und so wurde das Projekt in Angriff genommen. Gemeinsam wurden die Verlosung der Konzerte genauso aufgegleist wie die Koordination und die Suche nach Sponsoren. Unterstützt wird das Projekt von der Menzi-Jenny-Gertrud-Stiftung, der Hirzel-Stiftung, der Stiftung Casty-Buchmann und dem Amt für Kultur des Kantons Graubünden.

Wieso Musik?
«Die Idee von individuellen Besuchen im Spitalzimmer oder im eigenen Daheim, zum Beispiel mit Clowns, Therapietieren oder Musik, ist nicht neu, sondern bewährt und geschätzt», steht in der Medienmitteilung weiter. Es gebe viele gute Gründe, wieso man Livemusik in eine Pflege- oder Betreuungssituation bringt:

  • «Musik macht keinen Unterschied zwischen gesund und krank, kennt kein Alter und keine Sprachbarrieren.
  • Musik weckt Emotionen und Erinnerungen und baut Brücken von der Vergangenheit in die Gegenwart.
  • Musik ist wie Medizin: Sie nährt und heilt, ist wie das Sprichwort sagt ‹Balsam für die Seele›.
  • Musik schafft neue Erinnerungen, sorgt für Erzählstoff und für sozialen Anschluss.
  • Musik stimuliert die Kognition, gibt Energie, Hoffnung und Zuversicht auch in schwierigen Situationen.
  • Der Musik-Besuch ist ein sozialer Kontakt, eine Aufheiterung, ein Moment der Freude.»

Erfolgreicher Start
Bereits haben im Oberengadin die ersten Konzerte stattgefunden. Die Spitex-Kundinnen und -Kunden und ihre Familien haben den willkommenen Besuch laut Medienmitteilung genossen. «Es waren magische Momente. Die Zuhörerinnen und Zuhörer waren sichtlich gerührt und glücklich. Alle waren sich einig, dass sie sich noch lange an dieses besondere Konzert erinnern werden», berichtet Beat Sieber, der mit vor Ort war.

Bildlegende: Die Cellistinnen Karolina Öhman und Diane Pencàk der Kammerphilharmonie Graubünden bei einem «Vier-Wände-Konzert». Bild: zvg

Auch für die beiden Musikerinnen war das Konzert aussergewöhnlich: «Normalerweise sind wir die Gastgeber. Jetzt sind wir aber Gäste im Zuhause unsere Zuhörer – das setzt ein anderes Einfühlungsvermögen und Vertrauen voraus und gibt der Musik wortwörtlich einen anderen Raum» berichtet eine Musikerin der Kammerphilharmonie Graubünden. «Auch für mich war das Konzert ein besonderes Erlebnis. Es war ein noch stärkeres gegenseitiges Geben und Nehmen als in einer normalen Konzertsituation. Die Dankbarkeit hat mich überwältig.»

Nach dem positiven Auftakt sind weitere «Vier-Wände-Konzerten» bis Ende Jahr in allen Regionen in Graubünden aufgegleist, wie der Spitex Verband Graubünden abschliessend berichtet. Zum Einsatz kommen werden verschiedene Instrumente – und die Musikerinnen und Musiker verfügen über ein breites, individuelles Repertoire und können Musik von Klassik über Jazz bis hin zu Volksmusik erklingen lassen.

www.spitexgr.ch

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