Ein Dank an die «Spitex-Engel»
Klient Rico Dönz, 96, hat rührende Zeilen an die Spitex Region Landquart und seine Tochter geschrieben, die im Jahresbericht 2023 der Bündner Spitex-Organisation veröffentlicht wurden. Das «Spitex Magazin» darf das Schreiben auch veröffentlichen.
Maienfeld, 13.11.2023
Ich bin bald 96 Jahre alt und da kommen mir zuweilen ganz komische Einfälle. Ich lebe hier zusammen mit Amira, meiner Katze, und erzähle ihr zuweilen, was mir gerade durch den Kopf geht. Sie scheint mich ganz gut zu verstehen, gesagt hat sie es mir allerdings noch nie.
Mir geht es ganz gut, und dass ich immer noch in meinem eigenen Haus leben kann, ist ein grosses Privileg und gar nicht so selbstverständlich, wenn man bedenkt, dass ich schon neun Mal an einem bösartigen Blasentumor operiert worden bin und dass der Tumor plötzlich nicht mehr vorhanden ist. Auch einen bösartigen Hautkrebs hat man operiert, der in der Folge überall im ganzen Körper Metastasen bildete. Nach einer zweijährigen Immuntherapie sind auch diese Metastasen für immer verschwunden. Seit Jahren danke ich meinem Herrgott täglich, dass ich noch immer in meinen vier Wänden leben kann und mir ein Pflegeheim bisher erspart wurde. Wie ich nun meine Gedanken so schriftlich vor mir habe, ist mir aufgefallen, dass auch die Spitex einen grossen Anteil hat. Ohne sie mit ihrer Pflege könnte ich auch nicht mehr in meinem Haus leben, aber bedankt habe ich mich bisher noch nie.
Es ist schon so, wenn der Mensch etwas zu beanstanden hat, greift er schnell in die Tasten, aber Danke sagen für etwas, das man fast als selbstverständlich ansieht, ist ein anderes Kaliber.
Mir geht es gut. Die Spitex kommt jeden Morgen, um mir meine Stützstrümpfe anzuziehen, und sie kommt jeden Abend, um die Strümpfe abzuziehen. Sie cremt täglich meine trockene Haut, hilft mir beim Duschen. «Die Spitex», das tönt so unpersönlich, aber es sind liebevolle Damen, ein Herr ist auch dabei, die sich immer erkundigen wie es geht, wie ich geschlafen habe und sich auch erkundigen, wie es Amira geht. Das sind Menschen, mit denen man mit der Muttersprache reden kann. Immer hört man vom Personalmangel und auch bei unserer Spitex müssen die Mitarbeitenden fast mit Sekunden rechnen, aber ich als «Klient», wie man mich hier nennt, habe nie etwas von diesem Stress mitbekommen. Ist ein «Einsatz» zu Ende, werde ich immer gefragt, ob man noch etwas für mich tun könne, und manchmal habe ich auch noch einen Sonderwunsch, der mir immer erfüllt wird.
Daher möchte ich an dieser Stelle all den guten Engeln dafür danken, was sie tagtäglich für ihre «Klienten», also auch für mich, tun.
Es ist nicht zu glauben: Jetzt habe ich meinen ganz speziellen Engel, meine Tochter, nicht erwähnt. Sie, die jede Woche von Basel nach Maienfeld kommt, immerhin zwei Mal 200 Kilometer; sie kommt, um sicherzustellen, dass ich auch genügend trinke; vom Alkohol ist hier nicht die Rede. Sie macht meine Wäsche und rüstet alles fein säuberlich, so dass auch die Farbe der Hosenträger zu Hemd und Hose passt. Auch bei ihr habe ich mich nie gebührend bedankt, im Stillen tue ich es jeden Abend vor dem Einschlafen, aber gesagt habe ich es ihr noch nie.
Rico Dönz
(Themenbild: Spitex Magazin)