Die «Spitex» lernt laufen
In seinem Blog berichtet der Gesundheitsökonom Dr. Heinz Locher, wie die Spitex im Jahr 1974 zu ihrem Namen kam.
KM. Kürzlich begann der Gesundheitsökonom Dr. Heinz Locher sein Archiv «auszumisten» und stiess dabei auf eine Trouvaille, welche erklärt, wie die Spitex zu ihrem Namen kam. «Wir haben im Jahr 1974 beim Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) den Begriff Spitex lanciert», berichtet Heinz Locher. Der Berner schrieb über ebendiese Lancierung einen Blog-Eintrag auf www.locher-bern.ch unter dem Titel «Als die Spitex laufen lernte».
Bis Mitte der 1970er-Jahre sei hierzulande der Begriff «Häusliche Krankenpflege» gebräuchlich gewesen, oft erweitert zu «Häusliche Krankenpflege und Gesundheitspflege», schreibt er. Das SRK habe sich damals stark in diesem Bereich engagiert und wollte sich dort noch stärker profilieren – und so wurde Heinz Locher als Leiter der Abteilung Berufsbildung des SRK mit der Formulierung einer passenden Gesamtstrategie beauftragt. «Im Zuge dieser konzeptionellen Arbeiten entstand dank der Initiative von Verena Szentkuti-Bächtold das erste und während vieler Jahre einzige Spitex-Bulletin», berichtet Heinz Locher weiter. Zum Beispiel erschien der vom Spitex Verband Kanton Zürich lancierte «Schauplatz Spitex» erstmals 1995 und sein Nachfolger, das nationale «Spitex Magazin», ab 2014. Die erste Nummer des SRK-Bulletins erschien hingegen bereits im Dezember 1974, und auf dessen Titelseite prangte gross der neu geschaffene Begriff «SPITEX» – samt der ergänzenden Erklärung, dass der Begriff sich zusammensetzte aus SPITal-EXterne Krankenpflege und Gesundheitspflege (vgl. Bild).
Das Spitex-Bulletin des SRK sollte über die Zielsetzungen, Schwerpunkte der Tätigkeit und Aktivitäten der neu geschaffenen Stabsstelle «Häusliche Krankenpflege und Gesundheitspflege» innerhalb des Zentralsekretariats des SRK in Bern berichten, erklärt Verena Szentkuti-Bächtold im Blog-Eintrag. Im ersten Bulletin verfasste beispielsweise Heinz Locher selbst, in seiner neuen Funktion als Leiter dieser Abteilung, einen Leitartikel mit dem Titel «Die Förderung der spitalexternen Krankenpflege und Gesundheitspflege als Aufgabe des Schweizerischen Roten Kreuzes». Das Gesundheitswesen der Schweiz sei an einem Wendepunkt angelangt, schrieb er. Es gelte, ältere Menschen und Kranke vermehrt zu Hause statt im Heim oder Spital zu pflegen.
Vom Mauerblümchen zur starken Pflanze
Verena Szentkuti-Bächtold zeichnete sich als Redaktorin bis in die 90er-Jahre für das Erscheinen des Bulletins in loser Folge verantwortlich, ab 1976 mit Beiträgen in Deutsch, Französisch und Italienisch. Ihr schien es damals an der Zeit, «der dominierenden stationären Akutmedizin und der Pflege im Heim Strukturen gegenüberzustellen, welche der individuellen Betreuung und damit auch der Vermittlung des Gefühls der Geborgenheit stärker Rechnung trugen/tragen konnten», wie sie schreibt. «Mit dem ‹Mauerblümchendasein› der Spitex, welche von gewissen Kreisen nicht ernst genommen, ja belächelt wurde, musste endlich Schluss sein!»
«Erfreulicherweise wurden grössere und kleinere, städtische und ländliche Gemeinden, ja sogar Kantone sowie private Akteure bald schon aktiv und erarbeiteten diverse Modelle zur Umsetzung der spitalexternen Krankenpflege und Gesundheitspflege», fügt Verena Szentkuti-Bächtold an. Und aus dem einstigen «Mauerblümchen Spitex» sei bis heute «eine stolze, heimische Pflanze geworden».