An Weihnachten nicht allein
Die Mitarbeitenden von Spitex Zürich sind an 365 Tagen während 24 Stunden für die Kundinnen und Kunden da – auch über die Festtage. Darüber berichtet eine weihnachtliche Reportage der Stadtzürcher Spitex.
Pflegefachmann Thomas zieht seinen Helm an, steigt auf das E-Bike und freut sich auf die anstehenden Kundenbesuche. Es ist ein kalter Montagmorgen, die Sonne scheint immer mal wieder durch die dicken Wolken. Mit einer Fleecejacke und Handschuhen schützt er sich vor der Kälte. Thomas arbeitet bereits seit 15 Jahren bei Spitex Zürich als diplomierter Pflegefachmann. «Ich schätze es sehr, dass ich bei meiner Arbeit in der Stadt Zürich mit dem Fahrrad unterwegs bin», erklärt Thomas und ist sicher, dass er dieses Fortbewegungsmittel nicht mehr eintauschen wird.
Der Wert des Zusammenkommens
Auf seinem Weg passiert Thomas Einkaufsstrassen mit geschmückten Schaufenstern und vielfältige Weihnachtsbeleuchtungen an Bäumen und Balkonen. Er ist bei der ersten Kundin angekommen: «Die Weihnachtszeit ist immer auch eine schwierige Zeit, da viele Kundinnen und Kunden einsam sind.» Frau B. wohnt alleine in ihrer kleinen Wohnung, in der viele Bilder von der Familie Erinnerungen an schöne Zeiten zeigen. Die gepflegt aussehende Dame empfängt Thomas mit Freude. Gemeinsam gehen sie ins Wohnzimmer, wo Thomas den Blutdruck von Frau B. misst. «Wenn der Blutdruck zu hoch ist, muss sie zusätzliche Medikamente einnehmen», erklärt Thomas. Der Blutdruck liegt im normalen Bereich, sodass Thomas gemeinsam mit Frau B. die üblichen Medikamente für den Tag bereitlegen kann.
Die Stimmung wirkt vertraut und bald fällt das Gespräch auf die anstehende Weihnachtszeit. Frau B. mochte die Weihnachtszeit früher «schaurig gärn». «Ich habe viele Guetzli gebacken und mich mit Familie und Freundinnen getroffen.» Heute sind viele verstorben. Zum Glück hat sie zwei Töchter, mit denen sie einige Weihnachtsfeiertage verbringt. Auch Thomas wird bei seinem Einsatz an Weihnachten wieder bei Frau B. vorbeikommen, was sie sichtlich freut. Auf die Frage, was sie sich denn von der Spitex zu Weihnachten wünscht, antwortet sie: «Einfach, dass Sie vorbeikommen.» Gemeinsam verabreden sie sich auf einen Kaffee an Weihnachten. «Ich versuche insbesondere an Weihnachten, den Kunden noch mehr Zeit zu schenken», erklärt Thomas.
Verblasste Traditionen und Weihnachtsfreuden
Weiter geht es mit einem Einsatz bei Herrn G. Thomas trifft den ehemaligen Künstler dick eingepackt im Garten beim Zeichnen. «Herr G. hat dieses Jahr seine Frau verloren, weshalb die anstehende Weihnachtszeit für ihn besonders schwierig ist», erklärt Thomas. Der Arbeitseinsatz heute dient der Körperpflege. Danach bereitet Thomas ihm das Frühstück zu, das aus einem Konfibrot und einer Tasse Kaffee besteht. Gemeinsam sitzen sie im Wohnzimmer zwischen Schallplatten, Gemälden und vielen Kunstgegenständen. Auch Herr G. hat sich bereits Gedanken wegen Weihnachten gemacht und wird die Zeit mit seinem Sohn verbringen. «Früher hatten wir immer einen Weihnachtsbaum», erklärt Herr G. und zeigt in eine Ecke des Wohnzimmers. Bei der Verabschiedung fragt Thomas bei Herrn G. nach seinem Weihnachtswunsch. Auch hier: Zeit.
Nach dem Einsatz bei Herrn G. sagt Thomas nachdenklich: «Ich bemühe mich, an Weihnachten mit einer gewissen Leichtigkeit in die Einsätze zu gehen. Nicht alle Kundinnen und Kunden mögen diese Zeit.» Nach den beiden Einsätzen fährt Thomas zurück zum Spitex-Standort.
Auf die Frage, worauf er sich dieses Jahr am meisten freut, antwortet er: «Ich freue mich aufs Backen von Spitzbuben mit einer meiner Kundinnen.» Dank Spenden sind solche Extraleistungen von Spitex Zürich möglich. Frau L. hat Thomas bereits im Sommer gefragt, wann sie sich dieses Jahr zum Guetzlen treffen. Er erklärt mit einem Lächeln im Gesicht: «Für viele Kundinnen und Kunden ist es essenziell, dass die Spitex vorbeikommt – darum werde ich auch an Weihnachten unterwegs sein und freue mich darauf.»
Diese Reportage ist ursprünglich auf der Website von Spitex Zürich erschienen.